SIM-Swapping in aller Kürze
IM ÜBERBLICK
Was ist SIM-Swapping?
SIM-Swapping, auch bekannt als SIM-Karten-Tausch-Betrug, ist eine raffinierte Methode, bei der Kriminelle versuchen, die Kontrolle über Deine Mobilfunknummer zu übernehmen. Ziel ist es, eine neue SIM-Karte mit Deiner Nummer zu aktivieren. Dadurch landen alle Anrufe und SMS – inklusive Verifizierungscodes – bei den Tätern. Mit diesen Informationen können sie sich Zugang zu Deinen Online-Konten verschaffen, Passwörter zurücksetzen und sogar Dein Online-Banking leerräumen.
Wie funktioniert SIM-Swapping?
Der Angriff läuft meist in mehreren Schritten ab:
Ein prominenter Fall: Jack Dorsey
Dass selbst Führungskräfte großer Tech-Konzerne nicht vor SIM-Swapping gefeit sind, zeigt ein Vorfall aus dem Jahr 2019. Damals wurde der Twitter-Account von Jack Dorsey, dem damaligen CEO von Twitter, für etwa 20 Minuten von Unbekannten übernommen. Die Täter ließen seine Telefonnummer auf eine neue SIM-Karte übertragen und versendeten über den SMS-Dienst von Twitter beleidigende Tweets in seinem Namen. Die Hackergruppe „Chuckling Squad“ bekannte sich zu der Tat. Der Vorfall machte deutlich, wie gefährlich SIM-Swapping sein kann.
Wie kommen die Betrüger an meine Daten?
Der Angriff beginnt meist mit der gezielten Sammlung persönlicher Daten. Die Täter nutzen dafür verschiedene Quellen:
- Phishing-Mails: Täuschung per E-Mail, SMS oder Anruf
Betrüger schicken Dir gefälschte Nachrichten, die aussehen, als kämen sie von Deiner Bank, Deinem Mobilfunkanbieter oder einem bekannten Online-Shop.
➡️ Ziel: Du sollst auf einen Link klicken und vertrauliche Daten, wie Dein Geburtsdatum, Adresse oder Login-Daten, eingeben.
Typische Merkmale:> Dringende Aufforderung („Ihr Konto wird gesperrt!“)
> Offiziell wirkende Logos und Sprache
> Links zu gefälschten Webseiten - Datenlecks: Wenn Unternehmen gehackt werden
Große Plattformen oder Online-Dienste speichern viele Nutzerdaten.
➡️ Wenn diese gehackt werden, landen Deine Infos (z. B. E-Mail-Adresse, Telefonnummer, Passwort) im Internet – oft sogar öffentlich einsehbar.
Tipp: Prüfe regelmäßig auf Seiten wie Have I been pwned? oder Identity Leak Checker, ob Deine E-Mail betroffen ist. - Soziale Netzwerke: Was Du selbst teilst
Viele Infos finden sich ganz einfach im Netz, zum Beispiel auf Social Media.
➡️ Geburtsdatum, Wohnort, Arbeitgeber, Handynummer – all das kann zusammengesetzt werden, um Dich zu imitieren oder Passwörter herauszufinden.
Tipp: Überprüfe Deine Profile und teile sensible Daten nur mit Bedacht. - Social Engineering: Ausnutzen menschlicher Schwächen
Hier nutzen Betrüger Dein Vertrauen aus.
➡️ Sie geben sich beispielsweise als Support-Mitarbeiter, Paketdienst oder sogar als Bekannte aus und fragen Dich direkt nach Infos.
Wie erkenne ich einen laufenden Angriff?
Ein SIM-Swapping-Angriff macht sich oft durch plötzlichen Netzverlust bemerkbar. Das Handy zeigt „Kein Dienst“ oder „Nur Notrufe“, obwohl Empfang vorhanden sein sollte, und auch Messengerdienste, wie Whatsapp funktionieren nicht mehr. Auch das Ausbleiben erwarteter SMS oder Anrufe kann ein Hinweis sein. Wenn zusätzlich Benachrichtigungen über Passwortänderungen oder unbekannte Logins eintreffen, sollte man sofort reagieren. In manchen Fällen meldet sich sogar der Mobilfunkanbieter per Mail wegen eines angeblichen SIM-Tauschs, den man selbst nie veranlasst hat.
Mögliche Folgen eines SIM-Swapping-Angriffs
Ein SIM-Swapping-Angriff ist weit mehr als ein technischer Trick – er kann tiefgreifende Auswirkungen auf Dein digitales Leben haben. Sobald Angreifer Zugriff auf Deine Mobilfunknummer erhalten, können sie zahlreiche digitale Türen öffnen, was schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann:
Was tun im Ernstfall?
Wenn Du vermutest, Opfer eines SIM-Swapping-Angriffs geworden zu sein, zählt jede Minute. Melde Dich sofort bei Deinem Mobilfunkanbieter, damit die gefälschte SIM-Karte gesperrt wird. Ändere anschließend umgehend alle wichtigen Passwörter – vor allem für Dein E-Mail-Konto, Deine Bankzugänge und soziale Netzwerke.
Nutzt Du SMS zur Zwei-Faktor-Authentifizierung? Dann solltest Du, wenn möglich, auf sicherere Methoden wie Authenticator-Apps oder einen Hardware-Schlüssel umsteigen.
Informiere auch Deine Bank, lasse Deine Kontobewegungen prüfen und behalte sie im Auge. Wenn bereits ein finanzieller Schaden entstanden ist, ist eine Anzeige bei der Polizei auf jeden Fall empfehlenswert.
So schützt Du Dich vor SIM-Swapping
Die gute Nachricht: Mit ein paar Vorkehrungen kannst Du das Risiko deutlich senken:
✅ Sicherer Umgang mit persönlichen Daten
- Gib persönliche Daten nie leichtfertig weiter – weder am Telefon noch online über E-Mails oder Social Media.
✅ Zwei-Faktor-Authentifizierung ohne SMS
- Nutze Apps wie Google Authenticator oder Hardware-Sicherheitsschlüssel wie YubiKey.
✅ Mobilfunkvertrag absichern
- Richte eine Sicherheits-PIN oder ein Kundenkennwort bei Deinem Anbieter ein und frage nach zusätzlichen Verifizierungsmaßnahmen bei SIM-Tausch-Anfragen.
✅ Verdächtige Nachrichten erkennen
- Sei vorsichtig bei E-Mails oder SMS, die Dich zur Eingabe persönlicher Daten auffordern. Klicke niemals auf unbekannte Links.
Alternativen zur SMS-basierten Authentifizierung
SMS-Codes zur Anmeldung wirken auf den ersten Blick praktisch. Doch sie gehören inzwischen zu den unsichersten Methoden, um Deine Konten zu schützen. Die gute Nachricht: Du hast heute viele moderne Alternativen, die sowohl sicherer als auch oft bequemer sind.
🔐 Authenticator-Apps
Apps wie Google Authenticator, Microsoft Authenticator oder ähnliche Tools erzeugen ständig neue Einmalcodes direkt auf Deinem Smartphone. Dafür brauchst Du kein Internet, und im Vergleich zu SMS-Codes bist Du damit wesentlich besser geschützt.
📲 Push-basierte Authentifizierung
Hier wird’s besonders komfortabel: Du erhältst eine Nachricht direkt aufs Handy und bestätigst den Login mit einem Fingertipp. Bekannte Beispiele sind Duo Mobile oder Microsoft Authenticator. Du musst keinen Code abtippen, sondern kannst Deine Anmeldung einfach mit einer Geste freigeben.
🛡️ Hardware-Token
Wenn Du maximalen Schutz willst, sind kleine Geräte wie YubiKeys oder SoloKeys ideal. Du steckst sie per USB ein oder hältst sie per NFC an Dein Smartphone. Da sie physisch vorhanden sein müssen, sind sie extrem schwer anzugreifen.
🔑 Passkeys
Passkeys sind die modernste Lösung: Hier meldest Du Dich einfach mit Deinem Fingerabdruck oder per Gesichtserkennung an. Dein Gerät übernimmt die sichere Authentifizierung für Dich – ganz ohne Passwort. Praktischer und sicherer geht es kaum.
✉️ Einmalcodes per E-Mail
Nicht immer die allerbeste Wahl, aber immer noch sicherer als SMS: Wenn Dein E-Mail-Konto selbst gut geschützt ist (zum Beispiel mit einer starken Zwei-Faktor-Authentifizierung), kannst Du dies als pragmatische Notlösung nutzen.
⚖️ Wann lohnt sich was für Dich?
Für Deine alltäglichen Accounts wie Social Media reicht eine Authenticator-App oder ein Push-Verfahren meist völlig aus. Bei besonders wichtigen Zugängen – etwa für Dein Online-Banking oder berufliche Konten – solltest Du allerdings über einen Hardware-Token oder einen Passkey nachdenken. Für weniger kritische Zugänge kannst Du im Notfall auch E-Mail-Codes verwenden.
Häufig gestellte Fragen
Beim SIM-Swapping verschaffen sich Betrüger Zugriff auf Deine Handynummer, indem sie diese auf eine andere SIM-Karte übertragen lassen – meist durch gezielte Täuschung beim Mobilfunkanbieter. So erhalten sie Zugang zu SMS-TANs, Zwei-Faktor-Codes oder anderen sensiblen Diensten. Ziel ist es oft, Accounts zu übernehmen oder Identitätsdiebstahl zu begehen.
Moderne SIM-Karten lassen sich nicht mehr klonen, da sie stark verschlüsselt und technisch gut geschützt sind. Betrüger versuchen stattdessen oft SIM-Swapping, also den Missbrauch Deiner Nummer über eine neue SIM-Karte – nicht durch Kopieren, sondern durch Täuschung beim Anbieter.
SIM-Swapping-Schutz umfasst Maßnahmen, mit denen Dein Mobilfunkanbieter verhindert, dass Betrüger Deine Handynummer auf eine neue SIM-Karte übertragen. Dazu gehören zusätzliche Sicherheitsabfragen und PINs, die unbefugten Zugriff erschweren.
Um Dich selbst zu schützen, nutze sichere SIM-PINs, starke Passwörter und Zwei-Faktor-Authentifizierung per App statt SMS. Sei vorsichtig mit Deinen persönlichen Daten und informiere Deinen Anbieter bei verdächtigen Aktivitäten. So machst Du es Betrügern deutlich schwerer, Deine Nummer zu übernehmen.
Bei einem SIM-Swapping-Angriff verliert das Handy plötzlich den Netzempfang („Kein Netz“ oder „Nur Notrufe“) und Messenger wie WhatsApp funktionieren nicht mehr. Ausbleibende SMS oder Anrufe können ebenfalls auffällig sein. Kommen Benachrichtigungen zu Passwortänderungen oder unbekannten Logins hinzu, sollte man sofort handeln. Oft informiert auch der Anbieter per E-Mail über einen unautorisierten SIM-Wechsel.
Aktuell gilt die normale, physische SIM als sicherer, da bei der eSIM das Risiko für SIM-Swapping höher ist: Angreifer können ein eSIM-Profil schneller und digital übernehmen, während für eine klassische SIM meist ein physischer Versand und mehr Identitätsprüfung nötig sind.
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