Ist es das Aus für den Autoschlüssel? BMW Digital Key macht den herkömmlichen Schlüssel überflüssig. Das iPhone übernimmt seine Funktion. Mit dem digitalen Autoschlüssel auf dem Smartphone lässt sich das Fahrzeug öffnen, verriegeln und der Motor starten. Doch das alleine macht den Autoschlüssel auf dem iPhone nicht komfortabler.

Das iPhone wird zum Autoschlüssel

Konkurrenz für den Schlüssel: BMW und Apple machen in Sachen digitaler Autoschlüssel gemeinsame Sache. Das Ergebnis ist der BMW Digital Key. Hinterlegt auf dem iPhone öffnet er die Autotür, verriegelt das Fahrzeug und startet den Motor. Ein alter Hut, mag der eine oder andere Autofahrer nun denken. Ja und nein. Vor allem Carsharing-Dienste setzen schon seit ein paar Jahren Smartphone-Apps ein. Auch Autobauer haben es ihren Kunden bereits über eigene Anwendungen ermöglicht, einen digitalen Schlüssel einzurichten. Der BMW Digital Key auf dem iPhone setzt jedoch auf einen Standard, der unabhängig von Hersteller-Apps funktioniert. Und dabei mehr Augenmerk auf Sicherheit und Datenschutz legt. Der Autobauer aus München und das High-Tech-Unternehmen aus dem US-amerikanischen Cupertino sind die ersten, die den neuen internationalen Standard für die Vernetzung von Auto und Handy realisiert haben. Die beiden Weltkonzerne arbeiten bereits unter dem Dach des Car Connectivity Consortiums zusammen am Digital Key 3.0. Der digitale Autoschlüssel soll sich noch komfortabler nutzen lassen.

Wie funktioniert BMW Digital Key?

Der digitale Autoschlüssel nutzt den NFC-Standard (Near Field Communication, zu Deutsch: Nahfeldkommunikation). Die gleiche Technologie kommt beim kontaktlosen Bezahlen mit Handy oder Bankkarte zum Einsatz. Sicher verwahrt liegt er in Apples Wallet-App, wo auch Deine Bankkarten fürs kontaktlose Bezahlen verschlüsselt gespeichert sind. Damit sich das Auto öffnet, muss das iPhone also ganz nah an den Türgriff heranrücken. Maximal vier Zentimeter dürfen die beiden trennen. Ist die Distanz zu groß, bleibt der BMW verschlossen. Ein NFC-Chip in der Mittelkonsole registriert, wenn das Smartphone auf seinem Platz liegt. Dann lässt sich per Knopfdruck der Motor starten beziehungsweise stoppen, wenn Du am Ziel angekommen bist.

Ein globaler Standard

Hinter der Entwicklung des Digital Key 2.0 steckt das Car Connectivity Consortium (CCC). Im CCC bündeln Autobauer, Smartphone-Hersteller und weitere Technikkonzerne ihre Ressourcen, um einheitliche Standards zu entwickeln. Neben BMW und Apple, die die Entwicklung des digitalen Autoschlüssels maßgeblich vorangetrieben haben, zählen unter anderem Mercedes, Volkswagen, Samsung, LG und Panasonic zu den Mitgliedern. Gemeinsam entwerfen sie ein digitales Ökosystem, um Smartphone und Fahrzeug besser zu vernetzen.

Die BMW Group ist dem Konsortium 2017 beigetreten. Seither wirkt der Autobauer aus München intensiv an der Entwicklung industrie-übergreifender, standardisierter Technologien mit. Ein erstes Ergebnis ist der Digital Key 2.0, den BMW und Apple als erste Unternehmen für die digitale Vernetzung von Fahrzeug und Smartphone einsetzen. Den Entwicklern kam es darauf an, einen digitalen Autoschlüssel zu entwerfen, der unabhängig vom Hersteller funktioniert. Ein besonderes Augenmerk legten sie außerdem auf die Sicherheit. Er sollte vor unerwünschten Zugriffen geschützt sein. Selbstverständlich war der Komfort für den Nutzer ein ebenso wichtiger Aspekt.

Der digitale Autoschlüssel ist so sicher wie möglich

Dem CCC kam es darauf an, einen digitalen Autoschlüssel zu entwerfen, der sich komfortabel nutzen lässt. Gleichzeitig sollte er möglichst gut vor Diebstahl und Missbrauch auf dem Smartphone geschützt sein. So haben die Entwickler den virtuellen Schlüssel in ein sogenanntes Secure Element gesteckt. Der Chip arbeitet isoliert von Betriebssystem und Apps. Das schützt sensible Daten wie den Digital Key bestmöglich.

Als Kommunikationsweg zwischen Auto und Smartphone setzt der digitale Autoschlüssel auf den NFC-Standard. Die Nahfeldkommunikation funktioniert nur über eine stark begrenzte Reichweite. Maximal vier Zentimeter Distanz dürfen zwischen Smartphone und NFC-Chip im Türgriff liegen. Das macht es Datendieben nahezu unmöglich, das Signal abzufangen. Ein weiteres Plus: Die NFC-Technologie verwendet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Auch benötigt der digitale Autoschlüssel keine Internetverbindung. Selbst in der Tiefgarage ist er dank NFC einsatzbereit.

Die Features: Das kann der Digital Key

Wie Apple und BMW mit ihrer Kooperation beweisen, hat der digitale Autoschlüssel dem herkömmlichen einiges voraus. Natürlich ist es sehr komfortabel, den Autoschlüssel zu Hause lassen zu können. Das Smartphone nehmen wir ohnehin mit. Nun nutzt kaum ein Autobesitzer sein Fahrzeug allein. Auch daran hat BMW gedacht. Direkt über die Wallet-App des iPhones kannst Du den Hauptschlüssel verwalten und bis zu fünf Leuten Deines Vertrauens einen weiteren Digital Key schicken. Jedem Nutzer ist möglich, seinen Schlüssel auch über eine mit seinem iPhone gekoppelte Apple Watch einzusetzen.

Dabei kannst Du den Zugang jedes digitalen Autoschlüssels individuell beschränken. Für einen Fahranfänger kannst Du festlegen, dass sich bestimmte Sicherheitssysteme nicht ausschalten lassen. Ebenso kannst Du ein Tempolimit einrichten oder die Motorleistung drosseln. Und selbstverständlich kannst Du jedem Nutzer den BMW Digital Key wieder entziehen. Nur der Inhaber des digitalen Hauptschlüssels ist in der Lage, weitere Schlüssel zu vergeben. Auf diese Weise behältst Du immer die Kontrolle darüber, wer Dein Auto fährt.

Bei den Möglichkeiten, einen Zugang zum Fahrzeug einzurichten, haben die Entwickler noch ein Stück weiter gedacht. Mit einem beschränkten Zugriff dürfen beispielsweise Lieferdienste Dein Paket direkt im Kofferraum ablegen. Dabei bleiben die Türen zum Fahrgastraum verschlossen.

Was passiert, wenn der Akku des iPhones leer ist? Gar nichts. Auch dieses Szenario haben die Entwickler bedacht. Sie haben einen Batterie-Notmodus eingebaut. Der digitale Autoschlüssel funktioniert auch bei einem leeren Akku. Bis zu fünf Stunden später steigst Du immer noch problemlos mit dem Digital Key ein.

Welches iPhone speichert den digitalen Autoschlüssel?

Der digitale Autoschlüssel des Car Connectivity Consortiums ist als Standard erst Mitte 2020 veröffentlicht worden. Seinen ersten Einsatz hat er im BMW Digital Key. Apple hatte das Feature ursprünglich erst in das Betriebssystem iOS 14 integrieren wollen. Nun können iPhone-Nutzer bereits mit dem Update auf iOS 13.6 und höher sowie watchOS 6.2.8 und höher den digitalen Schlüssel verwenden. Das Update erhalten die Modelle iPhone XR, iPhone Xs, iPhone Xs Max, iPhone 11, iPhone 11 Pro, iPhone 11 Pro Max und iPhone SE (2020) sowie die Apple Watch Series 5. Vorausgesetzt, sie fahren einen kompatiblen BMW. Die entsprechend ausgestatteten Fahrzeuge rollen seit Juli 2020 vom Band.

Ist es das Ende des klassischen Schlüssels?

Jedes Smartphone kann mit jedem Auto: Das ist die Vision hinter dem Digital Key 2.0. Da BMW und Apple zeigen, dass der Standard einsatzbereit ist, werden weitere Autobauer und Smartphone-Hersteller die Technologie einsetzen. Schließlich soll er ebenso unter dem Android-Betriebssystem zum Einsatz kommen. In der Zwischenzeit entwickeln die CCC-Mitglieder den Standard weiter. In Zukunft wollen sie UWB (Ultrabreitband) für die Kommunikation zwischen Smartphone und Auto einsetzen. Dadurch wird der digitale Autoschlüssel auf dem Handy noch komfortabler. Zum Öffnen und Starten kann das Smartphone in der Tasche bleiben. Doch für den Abgesang auf den herkömmlichen Autoschlüssel ist es definitiv zu früh. Der Digital Key muss sich erst durchsetzen. Wie das Bezahlen mit dem Smartphone zeigt, sind die Deutschen etwas zögerlicher als andere Nationen, ehe sie einer neuen Technologie vertrauen. Selbst dann wird es sicher in den nächsten Jahrzehnten immer noch überzeugte Anhänger des klassischen Autoschlüssels geben, so wie Vinyl das Erscheinen der CD und den Aufstieg der Streamingdienste bislang überdauert hat.

Jennys erstes Handy war ein Nokia 5110 im peppigen Blau. Seither weint sie der guten alten Telefonzelle keine Träne mehr nach. Das Schreiben hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gelernt. Geht’s um Smartphones ist sie wegen ihres über Jahre angehäuften Know-hows die erste Anlaufstelle für Familie und Freunde. 

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