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Kürzlich hat Telefónica Deutschland, besser bekannt als o2, angekündigt, den Mobilfunkanbieter E-Plus übernehmen zu wollen. Durch den Zusammenschluss des dritt- und viertgrößten Mobilfunkanbieters würde dann der größte Mobilfunkprovider in Deutschland mit 43 Millionen Kunden entstehen. Die bisherigen Marktführer Telekom und Vodafone würden dann je einen Platz nach hinten rücken. Allerdings müssen die Wettbewerbsbehörden der Übernahme noch zustimmen, denn nach der Fusion blieben lediglich drei große Netzbetreiber in Deutschland übrig – ein Oligopol.

 

Die Meldung von Telefónica sorgte innerhalb der Branche für Aufregung. Auch für Kunden von E-Plus bzw. Base und o2 türmen sich viele Fragen auf. Doch was steckt eigentlich hinter dem geplanten Deal? Wir versuchen ein paar Antworten zu geben.

Der Hintergrund

Die Konzentration auf dem Mobilfunkmarkt hat dazu geführt, dass von einstmals zwei Handvoll Anbietern bis dato nur noch vier große Provider übrig geblieben sind: Telekom, Vodafone, o2 und E-Plus. Da es durch steigenden Konkurrenz- und somit Preisdruck in der Branche in letzter Instanz lediglich auf die Größe des Konzerns, ergo die Kundenzahl ankommt, hat Telefónica Deutschland den Vorstoß unternommen und angekündigt, E-Plus vom niederländischen Mutterkonzern KPN für fünf Milliarden Euro zu übernehmen. Was auf den ersten Blick wie die Megafusion zweier Mobilfunkgiganten aussieht, zeigt sich auf den zweiten Blick als ein notwendiger Schritt, um als kleinerer Provider nicht langfristig an Umsätzen zu verlieren.

Für E-Plus und o2 brächte der Zusammenschluss einen enormen Konsolidierungsvorteil. Durch die Übernahme, die 2014 abgeschlossen sein soll, könne o2 laut Angaben der Münchner Unternehmensführung bis zu 5,5 Milliarden Euro in den nächsten Jahren einsparen. Darüber hinaus könnten beide Provider gemeinsam mit wenig Aufwand eine noch höhere Netzabdeckung erreichen. Außerdem verfügen E-Plus und o2 gemeinsam über noch mehr Finanzkraft, um bei einer weiteren Vergabe von LTE-Lizenzen eine gewichtige Rolle spielen zu können.

 

Kurzum: Die Übernahme ist mehr eine Verteidigungsstrategie, die verhindern soll, dass beide Provider noch mehr Boden hinter den Branchenriesen Telekom und Vodafone verlieren.

Die Umsetzung

Der spanische Mobilfunkriese will mit seiner Tochter o2 fünf Milliarden Euro für E-Plus in bar an den Mutterkonzern KPN bezahlen. Gleichzeitig soll KPN einen Anteil von 17,6 Prozent am neuen Mobilfunkunternehmen erhalten, das aus E-Plus und o2 entsteht. Somit lässt sich der Wert von E-Plus auf 8,1 Milliarden Euro beziffern. Beide Unternehmen sorgten 2012 für einen Gesamtumsatz von 8,6 Milliarden Euro. Die Frage nach der Finanzierung der Übernahme will Telefónica mit einer Kapitalerhöhung beantworten. Somit schließt Telefónica Deutschland eine Schuldenneuaufnahme aus. An der Börse verursachte die Ankündigung der Übernahmen von E-Plus zunächst sinkende Kurse bei Telefónica, jedoch steigende Raten bei KPN und Telekom.

Die Konsequenzen

Telefónica ist einer der größten Mobilfunkkonzerne der Welt. Durch die Fusion mit E-Plus in Deutschland will das Unternehmen durch Rationalisierung in den Bereichen Kundenservice, Vertrieb und Netzausbau kräftig einsparen. Es ist die Rede von insgesamt fünf Milliarden Euro. Welche Konsequenzen die Sparmaßnahmen für die Mitarbeiter bei E-Plus bzw. Base hat und ob die Base-Shops weitergeführt werden können, steht noch nicht fest. Die Gewerkschaften fordern bereits, dass die Fusion nicht zum Arbeitsplatzabbau führen dürfe.

Für die Kunden wird sich laut Aussagen beider Konzerne vorerst gar nichts ändern. Laufende Verträge bleiben vom Zusammenschluss unberührt, denn Verträge dürfen nicht ohne die Zustimmung der Kunden geändert werden. Eventuell erhalten Kunden von E-Plus/Base und o2 ein Sonderkündigungsrecht.

Bis es zur kompletten Übernahme kommt, muss noch die EU-Kommission ihre Zustimmung erteilen, da die Umsatzgrenze von fünf Milliarden Euro überschritten wird. Außerdem müssen auch noch die Aktionäre beider Unternehmen zustimmen. Da es sich um ein deutsches Unternehmen handelt und E-Plus mit o2 über ein sehr breites Spektrum an Funkfrequenzen verfügen würde, wird zusätzlich auch die Bundesnetzagentur über die Fusion entscheiden müssen.

Die Vorteile für Kunden

Die Kunden von o2 und Base dürfen nach der Fusion auf eine noch größere Netzabdeckung hoffen. Ebenso ist davon auszugehen, dass der Netzausbau gemeinsam noch intensiver angegangen wird und der neue Mobilfunkplatzhirsch auch im Bereich LTE noch mehr zu bieten hat. Durch den noch intensiveren Preiskampf der drei übrig bleibenden Branchenriesen können die Verbraucher letztlich auf weiter fallende Preise hoffen. Allerdings vermutlich erst nach der Konsolidierungsphase.

Telefónica Deutschland hat jetzt den ersten Angriff auf die Markführerschaft ausgeführt. Ob dieser Vorstoß schließlich endet wie das Hornberger Schießen oder ob es zum erfolgreichen Zusammenschluss von o2 und E-Plus/Base kommt, wird letzten Endes in Brüssel und in Deutschland behördenseitig entschieden werden. Bis dahin bleibt die alte Rangordnung im Mobilfunkbereich vorerst erhalten.

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